Meet a jew – Eine Begegnung mit Jüd:in

Braderup-Klixbüll – Außerschulische Bildungsveranstaltungen – und dazu gehört der Konfirmandenunterricht – sind in Zeiten von Corona nicht erlaubt. Ganz ausfallen muss er deswegen aber nicht: Jens-Uwe Albrecht, Pastor für die Kirchengemeinde Braderup-Klixbüll, setzt schon lange auf ein digitales Konferenzmodul und weiß die besonderen Chancen zu nutzen. So konnten sich kürzlich seine Konfis mit Karolina B. aus Osnabrück und Arthur F. aus Hamburg, jungen Vertretern von jüdischen Gemeinden, ganz unkompliziert online treffen. „Meet a Jew“ (Begegne einem Juden) so heißt das Projekt, das Anna Ihme vom Evangelischen Kinder- und Jugendbüro Nordfriesland (EKJB) initiiert hatte. Eineinhalb Stunden lang durften die jungen Norddeutschen alle Fragen stellen, die ihnen auf dem Herzen lagen.

„Ich hab gehört, dass Fleisch und Milch nicht auf einen Teller dürfen, stimmt das?“, fragte einer der Jugendlichen. Geduldig erklärten Karolina (18) und Arthur (20), wie das mit dem koscheren Essen ist. Manchmal ist es im säkularen Umfeld kompliziert, die Speisevorschriften einzuhalten, man könne zum Beispiel in Osnabrück nicht so einfach ins Restaurant gehen, erzählte Karolina. Auch die Teilnahme an Klassenfahrten müsse gut geplant werden, weil sie immer ihr eigenes Essen mitbringen müsse. Auch für Arthur sind die Regeln wichtig, auch wenn er sie für sich etwas weiter auslegt als Karolina. Ähnlich ist es mit dem Schabatt, dem im Christentum der Sonntag entlehnt ist: Er beginnt am Freitagabend, und am Sonnabend schaltet Karolina ihr Smartphone ab und erlaubt sich auch nicht, Hausaufgaben zu machen oder zu lernen – denn am Schabatt soll man ruhen. Arthur heiligt den Schabbat auch, doch durch seine Arbeit und Hobbies, schafft er oft nicht in die Synagoge und er gab zu sich an manch andere Regel des Schabbats nicht zu halten.

„Es gibt eigentlich ‚das‘ Judentum nicht“, sagte Karolina, „im jüdischen Glauben gibt es ein weites Spektrum von ultraorthodox bis zum Reformjudentum.“ Erschreckend war, dass beide aus Sorge um ihre Sicherheit nicht zu jedem Zeitpunkt offen mit ihrer Religion umzugehen wagen, auch wenn beide sonst sehr offen mit ihrem Judentum umgehen. So trägt Arthur seine Kippa, die jüdische Kopfbedeckung, nur in der Synagoge, dem Gebetshaus, und Karolina verbirgt ihre Kette mit dem Davidsstern manchmal unter dem Shirt.

Karolina und Arthur beantworteten die Fragen der Jugendlichen freundlich und zeigten dabei ein klares Profil von Menschen, die ihren Glauben im Alltag leben und deren Alltag vom Glauben geprägt ist. „Meet a Jew“ ist ein Projekt des Zentralrats der Juden mit verschiedenen Kooperationspartnern unter der Schirmherrschaft des Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier. Es wird gefördert durch das Bundesprogramm „Demokratie leben!“ An Meet a Jew beteiligen sich 300 junge Menschen der jüdischen Gemeinschaft, sie besuchen Schulen, Universitäten und Sportvereine. „Ein persönlicher Austausch bewirkt, was hundert Bücher nicht leisten können“, heißt es auf der Webseite. „Lassen Sie uns miteinander statt übereinander reden!“